Geisteswissenschaft und Menschheit
Geisteswissen und Menschheit sind wohl nicht voneinander zu trennen. Das Wissen und Erforschen der inneren Welten und deren Gesetze, namentlich der seelischen Welt und der geistigen Welt, hat Menschen und Kulturen stets begleitet und beflügelt. Beispiele aus früheren Zeiten sind das alte Indien und das antike Griechenland. Bekannte Schriften von großartigen Denkern und Philosophen sind uns erhalten geblieben.
Geisteswissenschaft umfasst das gesamte Leben des Menschen und der Umwelt. Auf den Menschen gesehen beschreibt sie die äußerlich sichtbaren, mit den uns bekannten fünf Sinnen erfassbaren Bedingungen des Daseins, weiterhin die seelische Welt, die das Beziehungsleben beinhaltet und darüber hinaus das jenseitige Reich der Verstorbenen, und die geistige Welt der umfassenden Gedanken oder Ideen, wie Platon es ausdrückte.
Die Begriffe Körper, Geist und Seele werden in unserer Zeit und Kultur banalisiert. Seele und Geist erscheinen lapidar, leicht erreichbar und vor allem auch benutzbar. Diese Haltung, die mit unserer Konsum-Kultur und unserem Zeitgeist einhergeht, offenbart eine tiefste innere Verarmung des Menschen.
Geisteswissenschaft war und ist gesellschaftlich weder anerkannt noch geschätzt. Menschen, die sich ihr widmeten, wurden in allen Zeiten mehr oder weniger verfolgt. Was in früheren Jahrhunderten vielfach zum Ketzertum erklärt worden ist, unterliegt in unserer Zeit häufig der Deklaration „Sekte“. Die Sektenverfolgung der Kirchen richten sich in der Neuzeit z.B. nicht gegen viele modernen Yogarichtungen, die den energetischen Aufbau, Energiegewinn für den Übenden in den Vordergrund stellen. Auch Meditationsrichtungen, die z.B. eine Leere im Bewusstsein erzeugen sollen, erhalten seitens der Sektenüberwachung keine Aufmerksamkeit. Der Grund ist: Solche Angebote beinhalten keine wirkliche Geistschulung (im Gegenteil muss man sich fragen, ob sie dem Bewusstsein des einzelnen und seinen Entwicklungsmöglichkeiten sogar schaden). Für die Kirchen jedenfalls gefährlich – falls sie unlautere Machtausübung suchen – ist viel mehr eine wirkliche Geistschulung, eine Schulung, welche die drei Bewusstseinskräfte Denken, Fühlen und Willen immer mehr zu ihren tatsächlichen, zentralen, nämlich schöpferischen Möglichkeiten hin erweitert. Die schöpferische Seite des Menschen und damit sein eigenes Leben und gleichzeitig das Leben seines Umfeldes immer mehr zu erweitern ist das zentrale Anliegen jeder geistigen Schulung.
Entsprechend kursierten und kursieren phantastische und regelrecht „phantasievolle“ Verleumdungen und Lügen über Menschen, welche sich darin übten, die höheren oder inneren Welten zu erschauen und andere Menschen darin zu unterweisen. Über Sokrates kann man lesen, er hätte mit seinen Unterweisungen die Jugend verführt, was ihm damals das Todesurteil einbrachte. Wenn man die Schriften Platons bereits ein wenig liest, wird man auf die tiefen Weisheiten aufmerksam, wenn Platon Sokrates sprechen lässt.
Nichtsdestoweniger hat sich durch alle Jahrhunderte Geisteswissen erhalten und je nach Persönlichkeit auf verschiedenen Lebensgebieten individuell ausgedrückt.
Ein bekannter Geisteswissenschaftler des 19./20. Jahrhunderts ist Rudolf Steiner, der u.a. die Anthroposophie, die Waldorfpädagogik und den biologisch-dynamischen Landbau begründet hat.
Geistschulung erhöht damit unweigerlich auch das Verantwortungsbewusstsein des Menschen, hin zu einem sozialen Kontext.
Literatur:
Heinz Grill Die Seelendimension des Yoga
Rudolf Steiner Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten
Platon Von der Unsterblichkeit der Seele
Heinz Grill Initiatorische Schulung in Arco – Die Seelsorge für die Verstorbenen
Heinz Grill Die sieben Lebensjahrsiebte und die sieben Chakren